Hallo zusammen, modere digitale Photo-Kameras kennen scheinbar den Begriff Tiefenschärfe oder Schärfentiefe nicht mehr. Das liegt zum einen Teil an den Objektiven, die eine manuelle Einstellung der Entfernung garnicht zulassen, zum anderen am zumeist kleinen Chip-Aufnahme-Format.
Jedes Objektiv kann eigentlich nur Motive in genau einer eingestellten Entfernung scharf abbilden. Weicht das Motiv davon ab, wird es unschärfer abgebildet.
Es ist nun aber so, daß in gewissen Grenzen von dieser eingestellten Entfernung befindliche Motive noch hinreichend scharf gezeichnet werden. Dieser Bereich vor und hinter der eingestellten Entfernung mit brauchbarer Schärfeleistung wird als Tiefenschärfebereich bezeichnet.
Diese Parameter beienflussen die Weite des Tiefenschärfebereiches:
1) Bildformat. Je größer die Formatfläche, des kleiner wird der Tiefenschärfebereich. 2) Eingestellte Entfernung. Je dichter die eingestellte Entfernung, desto geringer ist der Tiefenschärfebereich. 3) Eingestellte Blende. Objektive haben in der Regel die höchste Abbildungsschärfe bei ein bis zwei Blendenstufen unter der Vollöffnung. Die Tiefenschärfe-Zone steigt aber mit immer weiter zugezogener Blende.
Kameras mit kleinem Bildformat können u.U. durchaus mit einer sogenannten Fixfokus- (Fixfocus) Brennweiteneinstellung auskommen. Dabei wird das Objektiv entfernungsmäßig so fest eingestellt, daß "hinten" die unendliche (Landschaft) Entfernung noch gerade im Tiefenschärfebereich liegt. Dabei reicht dann die Tiefenschärfezone "vorn" vielleicht bis 2 Meter (die wirkliche feste Entfernung ist dann vielleicht 5 Meter). Motive zwischen 2 Meter und unendlich werden also noch erträglich scharf.
Normalerweise liegt der Schärfebereich vor der eingestellten Entfernung kürzer, als der Bereich hinter dieser Entfernung.
Viele Objektive alter analoger Kameras haben an der Entfernungsskala eine Schärfentiefen-Skalierung, die in Abhängigkeit mit der eingestellten Blende für jede Entfernung den Schärfetiefenbereich zeigt. Damalige interessierte Photographen konnten so versuchen, wichtige Bildmotive möglichst in den Tiefeschärfebereich zu bringen. Andere Objektive zeigen zumindest Marken auf der Entfernungsskala, wo die Tiefenschärfe am größten ist.
In Zeiten der modernen Digitalphotographie ist oft eine Einstellung der Entfernung unter Bezug auf die Schärfentiefe kaum noch möglich. Es gibt aber hier die Möglichkeit bei Autofocus-Kameras (die stellen ihre Entfernung automatisch ein), den Autofokus in den richtigen Bereich zu zwingen. Hat man im Motiv in ca. zwei Meter eine Person und in vier Meter drei Personen vor einem Berg in zwei Kilometern, versucht man den Fokus auf die drei Meter zu "zwingen" (Fokus-Speicherung).
Viele moderne Digitalkameras haben auch eine Multi-Fokus-Möglichkeit. Da ermittelt die Kamera aus verschiedenen Fokus-Zonen den nächsten und weitesten Schärfepunkt und legt dann die tatsächliche Entfernung nach der Schärfentiefe-Regel für die Aufnahme fest.
Trotz alldem gilt: Tatschächlich ist nur exakt die eingestellte Entfernung bei fast offner Blende wirklich richtig scharf. Will man einen möglichst großen Schärfentiefe haben, sollte (wenn es geht) die Blende so klein wie möglich sein und eine Kamera mit einem möglichst kleinen Bildformat genutzt werden. Dem möglichst kleinen Bildformat widerspricht dann allerdings die erreichbare absolute Schärfe.
MFG Rainer
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
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ergänzend sei angemerkt, dass man früher bei SLR-Kameras mit Offenblendenmessung meist einen Knopf zum Abblenden besaß, um die Tiefenschärfe (gelegentlich auch Schärfentiefe) zu beurteilen. Dadurch wurde das Sucherbild zwar dunkler, jedoch konnte man sehen, was alles scharf abgebildet wurde. Ob das bei heutigen Digital-SLR ebenso vorliegt, weiß ich nicht, ich vermute es aber einmal.
Ich finde es sehr gut, daß das Thema "Tiefenschärfe - Schärfentiefe" hier im Forum diskutiert wird.
Leider ist ja, wie Rainer schon angeführt hat, die geringe Tiefenschärfe durch die winzigen Digitalchips weitgehend verloren gegangen. In der professionellen Photographie wird ja deshalb nur mit Vollformat-Sensoren, oder noch größer, gearbeitet (Hasselblad H oder Ähnliches). Den Abblendknopf zur Überprüfung der Tiefenschärfe gibt es zum Glück bei den meisten Digi-SLRs noch immer. Mit Wehmut erinnere ich mich an die Zeiten der Großformatphotographie zurück, als die Tiefenschärfe der Objektive wegen des großen Abbildungsmaßstabs so gering war, das zum erreichen guter Abbildungen das Objektiv nach der Scheimpflug-Regel verschwenkt wurde um die Schärfenebene auf die wesentlichen Motivteile zu legen. Photographiert wurd dann mit Blenden zwischen 16 und 64.
Ein Bild aus dem Jahr 1988 beim Aufbau der Linhof Kardan Master GTL 13x18 cm mit dem Schneider Symmar 1:6,8 / 355 mm, aufgenommen mit der Hasselblad 500C mit Sonnar 1:4 / 150 mm bei Blende 5,6
die Bilder zeigen anschaulich, was sich hinter der Tiefenschärfe verbirgt.
Leider lässt sich mit unseren Digicams und vielen anderen nicht so schön spielen, da beide über eine Programmautomatik verfügen, die Zeit und Blende mehr oder weniger selbständig vorwählt und kaum Beeinflussungsmöglichkeiten bietet, von den unterschiedlichen Programmen einmal abgesehen.
Gerade mit den von dir angesprochenen Szene-Programmen lässt sich die Schärfentiefe auch bei den Hosentaschen-Digicams m.E. steuern. Das fast immer vorhandene "Sport-Programm" trimmt die Kamera auf die kürzestmögliche Belichtungszeit und damit zu einer größeren Blendenöffnung und das oft vorhandene Programm "Portrait" öffnet die Blende um einen unscharfen Hintergrund zu erhalten. Im Nahbereich mit Telestellung des Objektivs sind damit Bilder mit geringer Schärfentiefe möglich. In den Bedienungsanleitungen ist davon meist nicht die Rede.
natürlich hast du Recht, dass man z.B. mit dem Sportmodus die Tiefenschärfe beeinflussen kann, da die Kamera versucht, eine möglichst kurze Zeit zu wählen. Aber ggü. meiner SLR kann ich diese Zeit und die dazugehörige Blende nicht manuell vorgeben, daher bin ich doch irgendwie an die Automatik gebunden, zumal ich auch keine Angaben über die von ihr gewählten Werte erhalte. Nach der Aufnahme erhalte ich dann allerdings diese Werte im Display (falls gewünscht) bzw. bei der Weiterverarbeitung auf dem PC und kann sie begutachten. Vielen Dank für deine Ausführungen; im Handbuch zu den Kameras wird tatsächlich kaum darauf eingegangen.
Hallo zusammen, das ist ein weites Feld bei den Digital-Kameras. Einige lassen ja eine Blendenvorwahl zu. Bei diesen kann ich so indirekt Einfluß auf die Tiefenschärfe nehmen (möglichst weit abblenden). Andere Kameras versuchen durch die Multi-Fokus-Methode auch ein wenig Tiefenschärfe zu zaubern. Andere wiederum bieten (wie Willi es schon ansprach) über die Motiv-Programme teilweise ebenfalls indirekt (und ohne Nennung des Wortes Tiefenschärfe) Tiefenschärfegewinnung an. Allerdings verbirgt sich das manchmal unter anderen Begriffen, "Familie und Berge photographieren", usw.
Ich spreche jetzt immer nur von den Standard-Digital-Kameras und den meisten Bridge-Kameras, echte digitale Spiegelreflex-Kameras lassen da oft schon mehr zu. Auch die manuelle Einstellung der Entfernung, in Verbindung mit Blendenvorwahl ergibt quasi den alten gewohnten analogen Standard.
Gerade bei Makrophotographie (auch bei Digi-Cams) sollte man die Bildschärfe (auch bei Autofokus-Kameras) durch Entfernungswertspeicherung (Auslöser halb drücken) zuerst am vordersten Teil des Motives "festnageln" und dann das gesamte Motiv in denSucherbereich bringen, um dann auszulösen.
MFG Rainer
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.