Ich liebe schon vom Aussehen die 6x9 Klappbalgenkameras mit ihren riesigen Frontlinsen, wie sie bis in die frühe Nachkriegszeit verbreitet waren. In der DDR wurden sie noch in den sechziger Jahren gebaut und bieten damit auf dem Gebrauchtmarkt die Chance, gutfunktionierende Exemplare zu finden. Diese Zeiss Ercona bietet ein Spitzenobjektiv, das Tessar von Zeiss-Jena und einen Verschluß von 1-250stel Sekunde, aber keinen Entfernungsmesser und der Verschluß muss von Hand gespannt werden. Daten:
Hersteller: VEB Pentacon, vormals Zeiss-Ikon, Dresden (1949-59), umbenannt in VEB Kamera und Kinowerke (1959-1964) Modell: Ercona, Sach-Nummer 126, dritte Version (die letzte vor der Ercona II) Fabrik-Nummer: 201547 Prägung im Verschlußdeckel innen: 132179 Baujahr: die einzige Erwähnung genau dieser Kamera (mit Nr. 37/361/1004), die ich mit den Suchworten "fotoapparate meier ercona" gefunden habe, hat als Baujahr angegeben: 1953-1956. Format: Rollfilm 120 für 8 Aufnahmen 6x9, alternativ (bei eingelegter Maske in der Filmführung) 12 Aufnahmen 6x6 Objektiv: Tessar 3,5 / 105, Fabrik-Nr. 4489301, augenscheinlich vergütet. Der Frontring trägt das Gütezeichen Q1 für "Weltmarktspitzenerzeugnisse" wie die meisten aus der Jenaer Fertigung. Verschluß: Tempor mit flacher Frontplatte (= Tessar-Version) und Vorlaufwerk. Auf der Frontplatte ist das Gütesiegel 1 im Dreieck, "für Erzeugnisse, deren Gebrauchseigenschaften mit denen anderer Erzeugnisse auf dem Weltmarkt vergleichbar sind", sowie das Pentacon-Firmenzeichen aufgebracht. Erst der Tempor-Verschluß wurde bei den DDR-Konstruktionen, die die Patente der Compur-Verschlüsse nicht nutzen konnten, vom Wirkungsgrad her dem Tessar-Objektiv für würdig erklärt. Blenden: 3,5 - 22 Filmtransport: Drehrad Sucher: optischer Durchsichtsucher, rechteckig für 6x9, mit einklappbarer quadratischer Maske für 6x6 Blitz: PC-Buchse oben rechts auf dem Verschluß Filmbildzähler: an Rückwand mit Abdeckfenster, getrennt für 6x9 und 6x6 Selbstauslöser: vorhanden, der Spannhebel am Verschluß oben wird nach Lösen eines kleinen Sperrknopfes (rechts vom Spannhebel) über die normale Endposition hinaus gedrückt. Sonstiges: Doppelbelichtungssperre mit optischer Anzeige, Gehäuseauslöser links oben mit Drahtauslöseranschluß, zwei Stativgewinde 3/8 Zoll für Hoch- und Querformat, Selbststandfähigkeit für Selbstauslöser-Aufnahmen. Abmessungen (geschlossen): 170x109x50mm Gewicht mit Film: 752gr
Die Kamera im Hochformat, von vorne. Links unten in Stellung "8 Uhr abends" die Übertragung des Gehäuseauslösers zum Verschlußring.
Auf der Rückseite fallen die Fenster zum Filmtransport für 6x9 und 6x6 auf. Das Format 6x6 ist nur benutzbar, wenn man auch die Maske 6x6 für das Filmfenster besitzt und einlegt.
Das Zeiss-Ikon Markenzeichen ist ohne irgend einen Zusatz wie "Made in GDR", "Jena", "VEB..." oder einen Ernemannturm obenauf auf dem Gehäuseleder eingeprägt:
Die Bezeichnung "Ercona" ist eingeprägt. Die Unterscheidungen in "Ercona I" und "Ercona II" sind in der Sammlerszene üblich. Es ist aber viel komplizierter, siehe https://zeissikonveb.de/start/kameras/ercona.html.
Von der Ercona II (1956-1960) unterscheidet sich diese Kamera durch das Fehlen des verchromten Oberteiles mit eingebautem Sucher.
Stattdessen besitzt sie einen Klappsucher, an dem per Auslöseknopf die Maske für 6x6 eingestellt werden kann. Witzig ist, daß meine Ercona eine Befestigung für einen Brillant-Aufsichtssucher aufweist, am besten zu sehen auf meinem achten Foto in Position 13:30 Uhr. Ob das ein Relikt aus dem Aufbrauchen von Halbfabrikaten ist oder eine Klemmbefestigung für ein Zubehörteil, weiß ich nicht. Der Klappsucher geht beim Druck auf den Öffnungskopf für die Objektivklappe mit auf:
Ihre Nähe zur Ikonta C521/2 kann die Ercona mit ihrem verchromten Auslösebereich und der Doppelbelichtungsanzeige nicht verbergen:
An der Objektivgruppe sieht man getrennte Gütezeichen für das Objektiv und den Verschluß.
Die Typenbezeichung 37/361/1004 zusammen mit dem Gütezeichen "1" ist auf der Vorderseite am Rand in Verlängerung des Filmtransportknopfes eingeprägt:
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22.02.20 21:55
zeissikonveb.de
nicht registriert
22.02.20 21:55
zeissikonveb.de
nicht registriert
Re: Zeiss Ikon Ercona (Tessar 3.5, Klappsucher)
Hallo zusammen,
(Die Typenbezeichung 37/361/1004 zusammen mit dem Gütezeichen "1" ist auf der Vorderseite am Rand in Verlängerung des Filmtransportknopfes eingeprägt:)
Bei der Nummer "37/361/1004" handelt es sich um die Betriebsnummer, anhand dieser kann man fast alle Kameras der frühen Jahre, bis ca. 1964 dem jeweiligen Unternehmen zuordnen. Bei der Ercona II ist die Nummer in den meisten Fällen die 12/2034 (gleicher Hersteller nur später), mehr Betriebsnummern gibt es hier:
"Nice to have" bis "tückisch" kann der Selbstauslöser am Tempor-Verschluß sein. Der Verschluß an der Ercona muß immer extra gespannt werden. Mit einem kleinen Trick kann man auch mit Selbstauslöser fotografieren: es wird wie immer die Zeit gewählt und der Verschluß gespannt. Dann muss ein winziger Knopf (Kreis) z.B. mit dem Daumennagel aus seiner Normalstellung gedrückt werden und der Spannhebel lässt sich nun noch weiter drücken, um das Vorlaufwerk zu spannen.
"Tückisch" an meiner Ercona deswegen, weil die Kamera zwar überprüft und überholt wurde, der Selbstauslöser aber trotzdem nicht funktionierte, sondern nur ein paar flüsterleise Tickgeräusche von sich gab. Nach dem Experiment mit dem Selbstauslöser, der unbewusst betätigt wurde, öffnete der Verschluß bei keinem Bild mehr wirklich, bis ich den Spannhebel, der in doppelt gespanntem Zustand klemmte, mit gar nicht so sanfter Gewalt wieder in Richtung "Ablaufen" drückte, bis er mit einem befreienden "Knack" den Punkt überwunden hatte, an dem er bei "Verschluß spannen, Selbstauslöser nicht spannen" angelangt war. Immerhin kann ich nachfolgend 1 Probebild vorstellen.
Hier nun mein erstes Testbild mit der Ercona (Gaststätte Kohten, aufgenommen 21.9.2000 in Windeck-Herchen). Der Scan mit nur 2400dpi ergab eine Bildgröße von 10.933 x 7.010 Pixel. Es ging bei der Verkleinerung auf die hier gezeigten 1600 Pixel Breite aber keine Schärfe verloren. Entwicklung: DM-Drogeriemarkt, Negativentwicklung 3,35 Euro. Scan Epson V700 mit Fluid Mount Acessory, aber trocken bei Beschwerung mit einem geeigneten Mattglas aus einem randlosen Bilderrahmen.
Ich selbst hatte in den sechziger Jahren ein Kleinkraftrad Kreidler Florett, hat damals viel Freude bereitet. Fuhr knapp über 70 kmh. Dreigang und (ich glaube 3,2 PS).
Habe leider keine Fotos mehr davon. Aber habe mir mal viel später ein Revell Modell davon geleistet.
Hallo, Rainer! Da kommt's raus. Als sie aktuell war, haben die Fahrer der Kreidler Florett doch unisono behauptet, sie fahre mindestens 100.
Mit meiner Zündapp "Falconette" (Trommelbremsen, geschobene Kurzschwinge vorne, 50ccm Zulassung als Kleinkraftrad), die defacto bei Windstille nur 65 laut Tacho lief, war ich dann lieber still. Habe aber regelmäßige Fahrten von der RWTH Aachen zu meinen Eltern im Schwarzwald damit absolviert, mit dem damals üblichen Helm aus dicken Lagen Pappe und meinem Anorak - auch noch im November.
Aufnahme im Kaiserstuhl September 1968, 6x6 Klappkamera Adox Golf 1a mit Adoxar Objektiv 1:6.3, Agfa Film 21 DIN, Rodinal 1:50 11 Minuten.
Bis vor ein paar Jahren fuhr ich eine Honda PC800, aber die wurde mir zu strapaziös. Sie stand nur noch in der Garage, während ich für Alltagsfahrten und Touren (hab' mit 65 auch das Auto abgeschafft) mein Rollerchen nahm. 2015 stieg ich auf eine 2005er Daelim "Roadwin VJ125" um, halb so schwer (134 statt 278kg), halb so schnell (107 statt 200), Leistungsdaten natürlich bei beiden japanüblich um zehn Prozent hochgelogen, wie die Honda. Wo ich wohne, kommt sie schneller um die Ecken als der dicke Brummer von vorher:
Aufnahme Moto G5, 3.3.2021 15:41 Uhr, Aufnahmesoftware Open Camera, HDR-Modus handgehalten 3 Aufnahmen, leichter Ausschnitt und verkleinert mit gThumb, Kennzeichen retuschiert mit GIMP 2.9.9.
Hallo, ich heiße Andreas und habe mich gerade hier angemeldet. Ich habe in den 80ern wegen des Fehlens moderner Kameras das Fotografieren mit den Vorkriegskameras meiner Großeltern angefangen, einer Leica IIIa und einer frühen Rolleiflex. Obwohl ich versuche nicht zum Sammler zu werden, haben sich bei mir ein paar Stücke eingefunden. Unter anderem eine Ercona, die ich gerne wieder gängig machen würde. Es ist fast die gleiche Kamera wie die oben gezeigte, nur hat sie noch einen Hinweis auf die Vergütung des Tessars.
Kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich den Verschluss geöffnet bekomme. Die erste Linse (die zum Fokussieren) abzuschrauben war natürlich kein Problem. Zum Abnehmen des Abdeckrings und der Einstellscheibe muss noch eine zweite Linse abgeschraubt werden. Ich habe versucht, sie mittels eine Gummi-Türstoppers links herum raus zu schrauben. Ich habe ein klein wenig Öl ins Gewinde getropft, auch dies ohne Erfolg. Hat jemand einen Tipp für mich? Stimmt die Drehrichtung nicht, also ein Linksgewinde?
Für einen oder mehrere Ratschläge wäre ich sehr dankbar.
da ich die Kamera nicht habe, kann ich nur mutmaßen: Als erstes würde ich Öl weglassen. Es kann auch sein, dass diese Linse mit einem Konter-Ring fixiert ist, der sich nur mit einem Werkzeug wie z.B. hier beschreiben ...