Als "erste vollautomatische Kleinbildkamera der Welt" *** wurde die Braun Paxette electromatic I bei der Markteinführung 1960 beworben.
In der Tat machte die Kamera es dem Benutzer sehr einfach gute Bilder zu schießen. Kein Gedanke an Blende, Verschlußzeiten oder die richtige Entfernung. Film einlegen, die korrekte Filmempfindlichkeit unten rechts am Objektiv einstellen (bei meiner Kamera bis 21 DIN, andere Quellen verweisen auf 17 - 18 DIN), mit dem Schnellspannhebel spannen (WICHTIG: 2 x spannen, erst dann "springt" der Auslöser heraus) das Motiv anvisieren und wenn im Sucher ein grünes Licht erscheint auslösen. Anders wie bei der OPTIMA Serie von Agfa wird bei der electromatic bereits nach dem Spannen mit der selenzellengesteuerten Belichtungsmessung begonnen. Die Kamera kennt mit 1/40 sec nur eine Verschlußzeit, die richtige Belichtung wird durch die Blendenverstellung geregelt. Der Fixfokus bildet Alles ab 2 Meter Entfernung scharf ab.
Interessant ist auch die Filmandruckplatte. Diese befindet sich nicht, wie bei den meisten Kameras, an der Rückwand sondern ist an der Kamera befestigt und muß beim Einlegen des Filmes umgeklappt werden.
Mit einem Gewicht von knapp 600g vermittelt die Braun Paxette electromatic I einen sehr wertigen Eindruck
Hersteller: Carl Braun Kamerawerk, Nürnberg
Baujahr: 1960 - 1961
Seriennummer: 412805
Typ: KB-Sucherkamera mit verspiegeltem Leuchtrahmensucher, Parallaxmarken, "Grünanzeige" und vollautomatischer Belichtungsteuerung (Selenzelle)
Format: 24 x 36 mm (135)
Objektiv: ENNAGON, 1:5,6 / 40 mm
Programmverschluß mit 1/40 sec und Blendenautomatik
Fokus: Fixfokus ab 2 Meter
Neupreis (1961): 168,-- DM
Zubehör: Echtleder Bereitschaftstasche
Oberseite: Blitzschuh mit Mittenkontakt, Auslöser, Filmzählwerk
Rückseite: Kontrollfenster für den Filmtransport, Rückspulhebel, Sucher mit Parallaxmarken und "Grünanzeige", Entsperrknopf für die Filmrückspulung, Schnellspannhebel (2 x spannen), abnehmbare Rückwand
Unterseite: Stativgewinde, Rändelmutter für die Rückwandbefestigung
Vorderseite: rechts unten am Objektiv Einstellung der Filmempfindlichkeit
Danke AWR59 Die kleine Paxette fand ich schon immer bemerkenswert und so setzt sie samt ihren Brüderchen bei mir schon lange Staub an, apropos „erste vollautomatisch…der Welt“, so lief der nette Propagandatrick von Braun Nürnberg: Die Agfa Optima kam schon 1959 auf den Markt und dürfte damit im Kleinbildbereich die erste automatisch belichtende Kamera gewesen sein, aber bei der Optima war noch die Entfernung einzustellen, nicht aber die Filmempfindlichkeit, laut Sticker im Filmfach Isopan17. Die Braun Paxette electromatik I hingegen hatte Fixfocus und war damit quasi wirklich vollautomatisch in dem Sinne, dass der Fotograf nichts mehr einzustellen hatte. Aber 1962 hatte Braun eine wirkliche Weltneuheit im Programm: die Paxette IA electromatic, wie ich annehme die erste automatisch belichtende Kleinbildkamera mit Wechseloptik, Wechsel vom Rodenstock Trinar 2,8/40 zum Rodenstock Rotelar 4/75. Diese beiden Objektive hatten aber kein Fixfocus mehr, sondern eine Entfernungseinstellung über die Frontlinse: bis 1 m (das 40mm) und bis 3 m (das 75 mm Objektiv). Auch die Filmempfindlichkeit ließ sich einstellen, von 25 bis 64 ASA.
so "trickreich" finde ich die Werbeaussage von Braun allerdings nicht. Bei der OPTIMA (seperate "magische Taste) und ab OPTIMA 1 (Kombitaste) musste der Anwender durch Tastendruck die Ermittlung der günstigsten Werte einleiten. In meinen Augen maximal ein halbautomatischer Vorgang. Bei der Paxette wurde ab des Spannvorganges ohne weiteres Drücken irgendwelcher Tasten oder Hebel kontinuierlich und vor allem AUTOMATISCH die günstigste Belichtung ermittelt.
-------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas
Interessante Anregungen, so lerne ich dazu, tatsächlich können wohl vier Photoapparate für sich beanspruchen, die ersten automatischen Kleinbild Kameras zu sein, je nach Blickwinkel: Agfa Optima (1959), Braun Paxette electromatic (1960), Dacora-matic 4D (1960) und Durst Automatica (1956) mit der Blendenvorwahl und dem Belichtungsmesser, der pneumatisch mit dem Verschluss gekuppelt ist.
Bae:aber bei der Optima war noch die Entfernung einzustellen, nicht aber die Filmempfindlichkeit
Das ist so nicht richtig. Bei der OPTIMA war ebenfalls die Filmempfindlichkeit einzustellen. Je nach Modell über einen Drehring am Objektiv oder über ein Drehrädchen auf dem Kameradeckel. Du findest die OPTIMA, OPTIMA 1, OPTIMA 1a und OPTIMA 3 hier im Museum.
Der von Dir im Weiteren angesprochene Aufkleber im Kamerainneren ist nichts weiter als Werbung und eine dezente Erinnerung, doch bitte nur Agfa Filme zu benutzen. Diesen Aufkleber findest Du in der ein oder anderen Abwandlung in fast jeder Agfa Kamera. Beliebt waren solche Hinweise auch z. B. bei Adox, Voigtländer und vielen anderen Kameraherstellern die auch Filmmaterial produzierten. Der Grund dürfte auf der Hand liegen. Ähnlich wie heute bei Tintenstrahldruckern die auch gerne im Treiber oder Serviceprogarmm die frohe Botschaft verbreiten nur Originalpatronen des jeweiligen Herstellers zu verwenden. -------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas
Stimmt Andreas, Danke für den Hinweis, ich hatte das Drehrädchen auf dem Kameradeckel wegen der ungewöhnlichen Stelle für eine Filmempfindlichkeitsmerkscheibe gehalten. Das Reklameanliegen der Aufkleber im Filmfach oder sonst wo am Deckel war mir klar, aber ich habe draus bei der Optima den Hinweis entnommen, dass sie auf 17 DIN eingestellt wäre, weil ich im Irrtum war, man könne die Filmempfindlichkeit nicht einstellen. So schnell passierts mit den Fake-News, gut dass das jetzt geklärt ist und meine Fake-News keinen Schaden mehr anrichtet.
Hier noch eine hoffentlich richtige News: Neben der 4D Dacora gab es noch die baugleiche Ilford Sportsmaster.