[ iIa ] Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo zusammen,
der Robot II (Insider nennen die Kamera Robot II "den Robot") verwendet die heute sehr seltenen Robot-Filmkassetten Typ N und T. Nötig war die Verwendung von Spezial-Kassetten (T-Patronen, N-Patronen), weil die Original-35mm-Film-Patronen wegen des zu hohen mechanischen Reibwiderstandes den Filmtransportmotor überfordert hätten.
Der mechanische Aufziehmotor steuerte außerdem den Rotationsverschluss und bildete eine Funktionseinheit. Mehr Informationen zu den Robot-Patronen und der Umgang damit weiter unten im Thread!
Der Filmtransport- und Verschluss-"Aufzugs"-Motor wurde von Hand über ein griffiges Drehrad oben auf der Kamera gespannt. Es wird berichtet, dass geübte Fotografen durchaus freihändig bis zu fünf Aufnahmen pro Sekunde schafften, was ich etwas bezweifele.
Der hier gezeigte Robot II hat einen optionalen Zubehörschuh aufgeschraubt (an den vorgesehenen Schraubbuchsen).
Es gab 1951 eine Nachfolgeversion, den Robot IIa. Unterschied zum Robot II: Doppelkontakt zur Blitzsynchronisation und kann statt mit den T-Patronen mit normalen Kleinbildpatronen arbeiten.
Kamera öffnen: Links (von hinten) Schieber nach unten.
Hersteller, Modell: Otto Berning Robot II (Robot 2), Düsseldorf
Baujahr: 1939-1951 in Varianten. Mein Modell zwischen 1949 und 1951.
Format: Kleinbildfilm. 24 x 24 mm. Spezial-Kassetten Typ T und N waren erforderlich. 52 (50) Aufnahmen.
Objektiv: Wechselobjektiv mit Schraubgewinde. Lichtstarkes seltenes Rodenstock Heligon 1:1,9 f=4 cm. 0,6 Meter bis unendlich. Schärfentiefe-Tabelle. Das Heligon war wohl recht selten an der Kamera im Einsatz. es hat hier die Serien-Nr.: 2028147. Die Kamera wurde auch mit anderen Objektiven geliefert. Geeignet für Wechselobjektive unterschiedlicher Brennweiten. Das Gewinde passt zwar zu verschiedenen Filmkamera-Objektiven, ist aber optisch nicht verwendbar.
Aufnahmen: bis zu 50 (52)
Blenden: 1,9 - 16
Verschluss: Rotationsverschluss von Gauthier, B, 1/2 bis 1/500 Sek. Einstellrad unten links neben Objektiv.
Sucher: Durchsicht mit Zweit-Winkelsucher, umschaltbar.
Blitz: Robot II mit optionalem Blitzschuh . Getrennter Synchronkontakt neben dem Zeitenrad.
Entfernungsmesser: nein
Filmzählwerk: ja, mit Rückstellung und Sicherung gegen versehentliches Verstellen.
Sucher: 2 Durchsichtsucher, einer mit 90 Grad Winkel, umschaltbar. Kein Parallaxenausgleich.
Filmtransport / Auslöser: Drehknopf für mechanischen Aufzugsmotor auf Oberseite für ca. 24 Aufnahmen. Auslöser direkt daneben, blockierbar.
Selbstauslöser: nein, aber optional mechanische Fernauslöser und elektromechanische Selbstauslöser
Film-Empfindlichkeiten: alle
Film-Typ: Kleinbild 135 (allerdings umgespult in Spezial-T-N-Patronen) (mehr dazu hier:
Filmtyp-Merkscheibe: nein
Seriennummer: B 86573
Besonderheiten, Sonstiges: Stativgewinde, Doppelbelichtungssperre, Drahtauslöser, Auslösesperre, Vollmetallgehäuse. Serienbildaufnahme. Film-Ebenen-Anzeige. Filmführung und Rück-Klappdeckel-Passung sehr exakt. Zahnrad für Perforation (Filmtransport) durch federnde Eingreif-Stabilisierung sehr gut. Film-Ebene-Markierung.
Hier sind die Spezial-Kassetten gut zu erkennen. Diese Kassetten waren leichtgängiger, sodass der Federmotor den Film besser durchziehen konnte.
Der Verschluss ist hier recht gut zu erkennen.
Der Aufziehmotor befindet sich im Drehrad. Es gab Ausführungen der Robot mit wesentlich stärkeren Motoren, um längere Filme durchziehen zu können. Dann war das Drehrad dreifach - vierfach so hoch.
Die beiden Sucher-Einsichtfenster mit dem Umschalter.
Nachtrag 12.2022:
MFG Rainer
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone. Und Youtube
In diesem Beitrag geht es um die beiden Filmpatronen des Robot II und um mein youtube-Video zur Kamera.
1) Die Filmpatronen zum Robot II und deren Nutzung in der Kamera:
Der Robot II kann nicht die Standard-Kleinbildpatronen nutzen (Ausnahme die Modell-Variante Robot IIa ab 1951). Der klassische perforierte KB-Film muss sich in der T-Patrone (die sich von hinten betrachtet, in der linken Filmkammer befinden. In die rechte Kammer kommt die N-Patrone. Zuvor muss der Film von der T-Patrone kommend in die N-Patrone eingeführt und verankert sein.
Es gab zur Verwendung drei Möglichkeiten:
a)) Nutzung von KB-Meter-Ware mit Einfüllung in der Dunkelkammer in die T-Patrone. Preiswerte, aber umständliche Lösung.
b)) Nutzung von Filmstücken in Nachfüllpackung für ca. 50 Aufnahmen mit Einfüllung in der Dunkelkammer in die T-Patrone.
c)) Fertig geschnittene KB-Filme für ca 55 Aufnahmen auch Spulenkern für T-Patronen, umwickelt mit schwarzem Papier zur Bestückung im Tageslicht. Von z.B. Agfa mit Namen "Tageslichtspule für Kassettenbeschickung".
Die Patronen können geöffnet und der Spulenkern zur Beschickung mit Film entnommen und wieder verschlossen werden.
Die T und N Patronen sind nach dem verschließendem Einrasten lichtdicht. Befinden sie sich in der geschlossenen Kamera werden die Lichtdichtungen angehoben, um den leichten Filmtransport durch den Federmotor sicherzustellen, eine pfiffige Konstruktion.
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo Rainer!
Die Robot hat mich früher immer fasziniert. Für einen unserer Kunden hab ich immer die Robotkassetten mit Schwarzweiss-Meterware gefüllt. Der Verschluss der Robot ist ein Hinterlinsen-Rotationsverschluss ähnlich dem in einer Filmkamera! http://www.robot-camera.de/Robot_Kameras/robot_kameras.html
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo Willi,
ich hatte den Robot II nie im echten Einsatz. Kannst Du beschreiben, wie die KB-Filme umgespult wurden? Hattest Du einen Umspule-Adapter oder wurde Dafür die kleine Doppelpatrone genutzt?
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo Rainer!
Für die Arbeit mit dem Robot 2 waren zwei verschiedene Kassetten, 1xT und 1xN, erforderlich. Für den älteren Robot 1 brauchte man 2 Kassetten vom Typ K. Man musste den Film in der Dunkelkammer in die kameraspezifische Kassette einspulen, die dann in anderen Fabrikaten nicht verwendbar war. Daher brauchte man zwei Kassetten zum Robot, ohne diese kann man die Kamera nicht verwenden.
Beim Kauf eines gebrauchten Robot sollten daher auch zwei entsprechende Kassetten in der Kamera sein. In der Dunkelkammer wird ein Stück Film von bis zu 1,6 Meter Länge von Hand in die Kassette eingespult und ein Stück herausgezogen. Dann wird der Film bei Raumlicht in der zweiten Kassette befestigt.
Der Film wurde in der Kassette durch eine Metallklammer festgehalten. Diese beiden Kassetten werden dann in die Kamera eingelegt. Das Filmrückspulen entfällt - die Kamera hatte keine Rückspulmöglichkeit. Das System war der Vorgänger des späteren Karat und Rapid Systems von Agfa.
Das ist alles schon fast 50 Jahre her. Ich hoffe, dass mich meine Erinnerung nicht zu sehr täuscht.
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo Willi,
vielen Dank für die Beschreibung. War ja recht aufwändig. Mir ist noch nicht ganz klar, ob das sozusagen jeder Photograph selbst machen musste oder ob es fertig konfektionierte K-Patronen mit eingelegten Film gab. Ursache für das komplizierte Umspulen war wohl der zu große mechanische Widerstand in den Original-35 mm-Patronen. Die Feder-Motoren schafften das nicht. Das soll später standardisiert worden sein.
Auf der WEB-Seite "Sammlung Tauber" findet sich bei dem Robot II ein Photo einer Doppelpatrone, deren wirkliche Bedeutung nicht erläutert wird. War das nur eine Aufbewahrung für eine T-N-Kombination oder konnte man damit umspulen?
Im Grunde musste der damalige Photograph wohl immer noch Reserve-Patronen des jeweils benötigten Typs bereit halten, denn 50 Aufnahmen waren schnell weg....
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo Rainer!
Ich hab für unseren Kunden immer Meterware in der Dunkelkammer in die Robot Patrone mit der Hand eingespult. Es gab aber ein Tageslicht-Umspulgerät zum einspulen der Standard KB Filme und auch zum zurückspulen. http://lippisches-kameramuseum.de/Robot/...mspulgeraet.htm 50 Aufnahmen haben damals ja lange gereicht, da wurde noch nicht so sorglos dahingeknipst wie heute mit den Digicams.
Re: Berning Robot II mit Blitzschuh, T-Patrone, N-Patrone
Hallo Willi,
nochmals Dank für die Hinweise. Ich konnte so die Startvorstellung des Robot II präzisieren. Ist eine Kamera mit technischen Leckerbissen, auch im Detail und einer durchaus interessanten Geschichte. Respekt von Heinz Kilfitt und Hans-Heinrich Berning und Otto Berning, die da was Besonderes geschaffen haben.
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.