Als das Certo-Kamerawerk Dresden im Jahre 1935 die Dollina auf den Markt brachte war die Kleinbildfotografie auf Kinofilm noch in den Kinderschuhen - die Leica ging erst 10 Jahre zuvor in die Serienfertigung und weitere Kameras die den perforierten 35mm Film verwendeten waren noch sehr rar, man glaubte offensichtlich noch nicht sehr an das neue Filmformat. In Dresden wurde 1932 die Contax und 1934 die Super-Nettel von der Zeiss Ikon Aktiengesellschaft herausgebracht bei denen jedoch genau wie bei der Leica der Film selbst in spezielle Patronen geladen werden musste.
Das Jahr 1934 brachte dann noch eine weitere Entwicklung, die von Kodak vorgestellte Retina 117 (in Grundzügen noch von Nagel gezeichnet) verwendete auch 35mm-Kinofilm den es jedoch praktischerweise in fertig konfektionierten Tageslichtpatronen zu kaufen gab - dies brachte eine erhebliche Vereinfachung.
Ab 1935 bauten die Firmen Balda in Dresden mit der Baldina und Welta in Freital mit der Welti ähnliche Konstruktionen vergleichbar mit der Retina, Certo hingegen ging einen geringfügig anderen Weg vergleichbar eher mit der Super-Nettel. Die Dollina war ein Kleinbildfalter mit unten angelenkter Frontklappe was zwar optisch eleganter war aber auch die Schwierigkeit mit sich brachte dass durch die Wölbung der Klappe die Kamera einen sehr wackeligen Stand hatte - dieses Problem wurde durch ein kleines ausklappbares Füßchen gelöst.
Wie schon Volkmar Kleinfeld in seinem Artikel in der PHOTOdeal so schön den Wandel vom Rollfilmkleinbild (3x4cm) hin zum Kinofilmkleinbild beschreibt ergab sich durch die Verkleinerung des Formates der Umstand dass Kontaktkopien - die bei den größeren Formaten auf 120 Rollfilm noch Sinn machten - jetzt einfach zu klein waren und die Negative vergrößert werden mussten um ein einfach erkennbares Bild zu erhalten. Vergrößerer gab es nun schon länger aber speziell für die kleinen Formate war noch nicht das Mittel der Wahl für den breiten Markt gefunden, zwar gab es bereits den Miroflex zur Contax und eine ganze Bandbreite von Geräten aus dem Hause Leitz die jedoch teuer waren und für den Privatanwender kaum erschwinglich, so wurde parallel zur Dollina ein eigenes Vergrößerungsgerät, der "Certos" angeboten.

Vor geraumer Zeit bin ich für wenig Geld an einen solchen Vergrößerer gekommen, der Kauf war aus dem Bauch heraus da ich schon vom "Certos" gehört habe, jedoch kaum Informationen darüber zu bekommen sind und ich grundsätzlich neugierig bin. Als die Sendung dann bei mir eintraf war ich positiv überrascht da nicht nur der Zustand sehr gut war sondern das Gerät auch noch in der Originalverpackung und mit Zubehör kam.

Nach dem Öffnen des schwarzen Kartons fällt der Blick zuerst auf die Gebrauchsanweisung die passenderweise verlustsicher in den Deckel geklebt ist, sonst ist nicht viel zu sehen da die Grundplatte mit dem Boden nach oben den Karton als zweiten Deckel verschließt.

Hat man Diese dann abgehoben und umgedreht fällt der Blick auf die sehr ordentliche Innenaufteilung die mit Zwischenwänden und Kästchen für Spiegelgehäuse und Säule aus Karton aufgeteilt ist.


Der Aufbau ist unheimlich einfach und geht schnell von der Hand, man braucht eigentlich nicht einmal die Gebrauchsanleitung da sich alles logisch ergibt. Die Konstruktion ist etwas ungewöhnlich da das gesamte Gehäuse waagerecht liegt und das Bild durch einen Spiegel um 90 Grad umgelenkt nach unten auf das Grundbrett geworfen wird, die Bildbandführung läuft dabei von oben nach unten.

Ausgestattet ist mein Exemplar mit einem C. Friedrich Doppelanastigmat CORONAR 4,5/6,5 cm, die Scharfstellung erfolgt durch einen Schneckengangtubus. Mit dem Umlenkspiegel der in einem Blechgehäuse sitzt sollte man sehr vorsichtig umgehen da er leider als Oberflächenspiegel gestaltet ist und durch das Gehäuse nicht wirklich geschützt wird.