vielen Dank, das freut mich sehr; die 3x4-Beiträge von Jost Simon habe ich regelrecht verschlungen...
Noch ein paar Anmerkungen dazu:
Bae:Ich habe den Beitrag von Wilfried Fahrenkamp (den ich noch gut gekannt habe) nicht zur Hand, aber - wenn er richtig zitiert wurde - dann ist ihm doch ein Fehlerchen unterlaufen (was bei ihm und Balda schon etwas Besonderes wäre). Die Existenz einer Porst Häns'chen-Klein (man beachte den Apostroph) kannte ich schon lange, aber ich habe jahrelang danach gesucht, um zu sehen, welche Kamera das war.
Und vor wenigen Tagen wurde ich fündig und in einer Anzeige von Porst (von 1932) fand ich diese Kamera. Es ist eindeutig eine Piccochic und sie wird sogar besonders heftig wegen ihrer "enormen" Lichtstärke (Vidor 2,9) beworben. Der Name dürfte sich auf dem zu dem Zeitpunkt noch recht "kleinen" Hans-Heinz Porst bezogen haben.
Es kann schon deshalb keine Baldi gewesen sein, denn diese kam laut McKeown erst 1934 (die Rigona 1936 - sehr spät für eine 3x4), wobei anzumerken ist, dass sich McK ausdrücklich für die Mitarbeit von Wilfried F bedankt - also würde ich der Angabe doch eher glauben.
Diese Anzeige kenne ich auch (s. unten), eindeutig eine Piccochic.
Fahrenkamp druckt aber in besagtem Beitrag (S. 14) eine weitere (undatierte) Anzeige ab, die eine Baldi zeigt; dazu heißt es im Text: "Hanns Porst bietet die Restmodelle einer 3x4-Springkamera an, die in Zukunft unter dem Namen "Hänschen-Klein" [Schreibweise hier ohne Apostroph!] bestellt werden muß. […]". Aus Gründen des Urheberschutzes kann ich hier keine Abbildung aus dem Photo-Deal veröffentlichen und verweise auf die Zeitschrift.
Ich gehe daher davon aus, dass zwei Kameras für eine Handelsmarke genutzt wurden. Das gab es ja auch anderswo, z. B. bei der Meyer Megor, bei der es sich entweder um eine Metharette (Kerkmann 01310) oder um eine Korelle (Kerkmann 01309) handelte, oder auch bei Tietz ("Reporter": Wirgin Gewirette oder Kochmann Korelle).
Bae:Sonst zu Porst: Ich suche immer noch, ob es eine 3x4 Hapo gegeben hat, aber wir kennen inzwischen auch eine sonst anonyme "Sonja". Sie ist eine eindeutige Piccochic, hat aber statt der kastenförmigen Frontplatte eine in glatter Ausführung ohne die Ränder. Die Vermutung ist, dass sie auch eine Porst ist und man müsste mal herausbekommen, ob es in der Familie Porst auch eine Sonja gab.
Diese "Sonja" habe ich auch gesehen (in einem frz. ebay-Angebot vom Februar 2020). Eine weitere "Sonja" wurde im September 2019 bei Breker in einem Lot versteigert (Nr. 0451); auf dem Foto hatte die in Frage kommende Kamera aber Ähnlichkeit mit einer Metharette, evtl. einer Dolly.
auch von mir vielen Dank für die Weiterleitung der Nachricht! Das Feld der 3x4-Kameras scheint wirklich sehr weitläufig zu sein... Vor kurzem sah ich in einer Auktion eine offensichtliche Metharette, die allerdings mit einem Hermagis-Objektiv ausgestattet war - eine weitere Namensvariante (Pochette).
Jost Simon <jostsimon@web.de> An:RA Dr. Baedeker & Koll. Di., 9. Mai um 17:02 Hallo zurück,
ich habe jetzt zwar die homepage, aber noch keine Mail-Adresse. Und eine schnelle Antwort kann ja wieder an Axel weitergegeben werden.
Also Hermagis: Das war ein französischer "Linsenschleifer" wie bei uns Steinheil oder Meyer. Und man hatte tatsächlich eine Metharette mit im Programm (wie die beiden deutschen auch). Ihr Name war sinnigerweise "Pochette", was sich wohl weniger darauf bezog, dass sie wie eine Tasche aussah, sondern bequem in eine hineinpasste.
Ich hänge mal einen kleinen Auszug aus meiner Liste an, worin die (mir) bisher bekannten Varianten der Metharette aufgeführt sind. (Anmerkung: Unterstrichenes ist in meiner Sammlung - Bilder können geliefert werden)
Gruß Jost
Merkel, Tharant Metharette, 1931, Spreizenkamera mit den charakteristischen vier „Hubbeln“ auf der Objektivplatine. Viele Objektive in Vario bis Compur, Rahmen- oder optischer Klappsucher. Als „Metharette“ extrem selten. Laut McKeown Basis für viele Fremdmarken. Bisher bekannt: Hertie (für Kaufhaus), Megor (Meyer), Pochette (Hermagis, Paris), Venus (Salmoiraghi, Italien), Kleinfilm-Camera/Baby Camera (Steinheil), Rodella (Rodenstock), Thowe-Richter, Embirella (Birnbaum, Prag), sowie neutrale Versionen. Unerklärt sind bisher die Parallelen zur Korelle, besonders bei der extrem ähnlichen Spreizenmechanik und dem identischem Rückwand-Verschluss. Möglicherweise Vorläufer der Korelle oder es bestand ein Unterauftragsverhältnis - was die Tatsache erklären würde, dass Meyer und Steinheil sowohl Merkel- und Kochmann-Versionen anboten – wohl nacheinander. Und auch warum Merkel eine Kamera baute, die keinerlei Beziehung zu dem sonstigen Programm aufwies.