Danke, Rainer, den meinte ich. Ich werde da gelegentlich mal ein paar historische technisch orientierte Fotolehrbücher vorstellen, die für die Einordnung von Kameras, aber auch ihre Handhabung und den Gebrauch des Zubehörs interessant sind. Solche zeitgenössischen Quellen sind m.E. eine wertvolle Hilfe bei der Bestimmung und Einordnung unserer Exponate.
In Photo Antiquaria Nr. 153/Dezember 2022 findet sich der erste Teil eines Aufsatzes über die FA Merkel in Tharandt. Darin wird auch der Metharette gedacht. Der Autor vermutet u.a., dass die Metharette vor der Korelle entstanden sein dürfte.
Hallo Axel, interessant, vielen Dank für den Hinweis! Ich bin weder beim Club Daguerre noch bei der Gesellschaft für PhotoHistorica Mitglied, aber die Publikationen lassen das eigentlich lohnend erscheinen...
Beim Club Daguerre kostet der als Spende absetzbare Jahresbeitrag 60 Euro, dafür kommen 4 mal im Jahr die schönen, werbungsfreien Magazine zzgl Einladung zur Jahresversammlung mit Besichtigungen bei freiem Eintritt, im Herbst zum Beispiel von München aus in drei Fotomuseen mit viel Fachsimpelei vor den Vitrinen und überhaupt etc. Anmeldeformulare lassen sich über die Webseite des Club Daguerre ausdrucken.
In Photo Antiquaria (Club Daguerre) finde sich im aktuellen Heft Nr. 154 März 2023 eine 20-seitige Abhandlung über Merkelkameras mit rund 60 Abbildungen von Merkelapparaten, Teil II der schon erwähnten Abhandlung von Dieter Riebe
Danke für die Info! Interessant fand ich beim ersten Teil auch die mir vorher völlig unbekannte Rollfilmbox von Merkel, die der Agfa-Box fast täuschend ähnlich sieht.
Bae:Jost Simon <jostsimon@web.de> An:RA Dr. Baedeker & Koll. Di., 9. Mai um 17:02 Hallo zurück,
ich habe jetzt zwar die homepage, aber noch keine Mail-Adresse. Und eine schnelle Antwort kann ja wieder an Axel weitergegeben werden.
Also Hermagis: Das war ein französischer "Linsenschleifer" wie bei uns Steinheil oder Meyer. Und man hatte tatsächlich eine Metharette mit im Programm (wie die beiden deutschen auch). Ihr Name war sinnigerweise "Pochette", was sich wohl weniger darauf bezog, dass sie wie eine Tasche aussah, sondern bequem in eine hineinpasste.
Ich hänge mal einen kleinen Auszug aus meiner Liste an, worin die (mir) bisher bekannten Varianten der Metharette aufgeführt sind. (Anmerkung: Unterstrichenes ist in meiner Sammlung - Bilder können geliefert werden)
Gruß Jost
Merkel, Tharant Metharette, 1931, Spreizenkamera mit den charakteristischen vier „Hubbeln“ auf der Objektivplatine. Viele Objektive in Vario bis Compur, Rahmen- oder optischer Klappsucher. Als „Metharette“ extrem selten. Laut McKeown Basis für viele Fremdmarken. Bisher bekannt: Hertie (für Kaufhaus), Megor (Meyer), Pochette (Hermagis, Paris), Venus (Salmoiraghi, Italien), Kleinfilm-Camera/Baby Camera (Steinheil), Rodella (Rodenstock), Thowe-Richter, Embirella (Birnbaum, Prag), sowie neutrale Versionen. Unerklärt sind bisher die Parallelen zur Korelle, besonders bei der extrem ähnlichen Spreizenmechanik und dem identischem Rückwand-Verschluss. Möglicherweise Vorläufer der Korelle oder es bestand ein Unterauftragsverhältnis - was die Tatsache erklären würde, dass Meyer und Steinheil sowohl Merkel- und Kochmann-Versionen anboten – wohl nacheinander. Und auch warum Merkel eine Kamera baute, die keinerlei Beziehung zu dem sonstigen Programm aufwies.
Ich habe mal die Antwort von Jost Simon zum Thema "Metharette" verschoben, da es inhaltlich hier hingehört.
Vielen Dank für die Weiterleitung an Bae und besten Dank für die umfassenden Infos zur Metharette, ihren Fremdmarken und ihrer möglichen Beziehung zur Korelle!
Ich habe mal kurz ein wenig recherchiert und weder bei Merkel noch bei Kochmann ein passendes Patent für die Metharette/Korelle gefunden. Der Mechanismus war offenbar nicht geschützt bzw. patentwürdig. Ein technischer Austausch zwischen beiden Firmen hat offensichtlich stattgefunden, wenn man die beiden Kameras vergleicht.
Meine Metharette ist nicht ganz so üppig ausgestattet wie die von Jan. Sie kommt mit einem Pronto-Verschluss und einem Trinar 4,5/ 5 cm daher. Außerdem wurde bei diesem Exemplar eine nicht ganz passende Schraube an der Objektivplatte ersetzt.
Zur Metharette findet man auch keine/kaum Werbung, bis auf die weiter oben schon gezeigte aus der Photographischen Industrie von 1931. Da waren die Fremdmarken (z.B. Rodenstock) werbefreudiger oder halt bekannter:
mir ist nun noch ein bezeichnetes Exemplar der Metharette ins Netz gegangen, dass ich hier der Vollständigkeit halber kurz präsentieren möchte. Ausgestattet ist die Kamera mit einem E.Ludwig, Lausa-Dresden "Vidar" 1:4,5/ 5 cm in einem AGC-Ibsor-Verschluss (mit Fadenauslöser). Vor allem die Beschriftungen auf dem Verschluss zeigen schon deutliche Gebrauchsspuren. Die Prägung im Leder ist aber noch einigermaßen gut erkennbar.