Hallo, nachdem ich nun bei meiner Stöckig Union 27 (9x12) = Ernemann HEAG VI Zweiverschlusskamera den Schlitzverschluss erfolgreich repariert habe (was aber mit Blick auf die praktische Benutzbarkeit der Kamera nur ein geringer Fortschritt ist, weil die knapp 120 Jahre alten Verschlusstücher doch schon ziemlich löchrig sind), richtet sich meine Aufmerksamkeit auf den Zentralverschluss, einen Ernemann Bob-Verschluss. Äußerlich ähnelt dieser dem Unicum von Bausch und Lomb, die Innereien mit der Zeitensteuerung sind aber, wie ich der einschlägigen Literatur entnehmen kann, ganz anders.
Mein Verschluss funktioniert im Prinzip, die langsamen Zeiten, bei denen die Luftbremse wirkt, sind aber weit jenseits der jeweiligen Sollwerte und ändern sich lageabhängig. Der Grund dafür liegt nicht in der pneumatischen Verschlussbremse (die leicht zu reinigen ist und einwandfrei durchläuft); irgendwo im Inneren des Verschlusses dürfte irgendwas verharzt oder verstellt sein, da ist zu viel Reibung im Gesamtsystem, möglicherweise hat auch die Federspannung zu sehr nachgelassen. Meine ersten Versuche, den Verschluss zu zerlegen, endeten frustran; von der Rückseite her sind nach der Demontage der Blendeneinheit zwar die beiden Verschlusssektoren zugänglich, nicht aber die Steuerungsmechanik. Von der Oberseite her lassen sich die beiden Luftzylinder und dass Einstellrad und die entsprechenden Steuerungshebel zerstörungsfrei abbauen, ich habe aber noch nicht herausgefunden, wie das Verschlussgehäuse weiter geöffnet werden kann. Hat jemand so einen Verschluss schon einmal auseinandergenommen und kann mir nützliche Hinweise geben?
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leider habe in keine Demontage-Erfahrungen mit diesem Verschluß. Allgemeine Hinweise zur Demontage helfen Dir wohl nicht weiter. Nicht alle Nutzer des Forums schauen jeden Tag ins Forum. Vielleicht gibt es ja noch alsbald einen Tipp dazu.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
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Hallo Peter, es gab verschiedene Ernemann-Bob-Verschlüsse und verschiedene Generationen. Kannst du ein Bild deines Verschlusses hochladen? Gruss Sascha Frei
Hier sind Bilder der Kamera und des Verschlusses. Ich stelle die Kamera später gern auch etwas ausführlicher vor, eine schöne Ergänzung zu den beiden HEAG VI, zu denen es hier schon was gibt, und die - wohl originale - Objektivausstattung mit einem 120er Dagor dürfte ungewöhnlich sein.
ein sehr schönes Exponat! Es dürfte sich hier um die erste Version der Heag VI handeln, gem. Göllner gebaut im Zeitraum 1903–1908. Zum Verschluss kann ich leider nichts beitragen, nur ein Hinweis zur Objektivbestückung: Die Ausstattung mit dem Dagor dürfte tatsächlich die ursprüngliche sein; gerade in der frühen Zeit wurden viele Ernemann-Kameras mit Goerz-Objektiven ausgestattet. Im Katalog von Vincenz/Hesse, der u.a. die Ernemann-Bestände der Technischen Sammlungen Dresden präsentiert, sind mehrere Heag VI in unterschiedlichen Formaten mit Dagoren und anderen Goerz-Objektiven abgebildet.
Jan_S: Die Ausstattung mit dem Dagor dürfte tatsächlich die ursprüngliche sein; gerade in der frühen Zeit wurden viele Ernemann-Kameras mit Goerz-Objektiven ausgestattet. Im Katalog von Vincenz/Hesse, der u.a. die Ernemann-Bestände der Technischen Sammlungen Dresden präsentiert, sind mehrere Heag VI in unterschiedlichen Formaten mit Dagoren und anderen Goerz-Objektiven abgebildet.
Ich war vor allem über die kurze Brennweite erstaunt; bei voller Öffnung zeichnet das 12cm-Dagor (nach zeitgenössischen Katalogen) das Format 9x12 noch nicht bis in die Ecken scharf (und welchen Sinn hat der Schlitzverschluss, wenn ich das Dagor bei einer sinnvollen Arbeitsblende betreiben will?), und alle anderen HEAG VI in 9x12, die ich irgendwo abgebildet gesehen habe, haben 13,5-cm-Objektive oder länger (aber so furchtbar viele habe ich bisher nicht gesehen). Jedenfalls waren die bei Stöckig sehr stolz auf das Dagor-Objektiv, sie haben das extra mit einer eigenen Plakette ("Goerz Doppel-Anastigmat") an der Frontklappe gewürdigt.
Den Verschluss habe ich nach wie vor nicht vollständig öffnen können, aber ich konnte durch einen Spalt unter der oberen Abdeckplatte mit einem feinen Pinsel etwas Waschbenzin in die Steuerungsmechanik geben, das hat offenbar den alten Dreck etwas gelöst, so dass sich die Zeiten nach der "Reinigung" immerhin in einem brauchbaren Rahmen bewegen, wenn sie auch nach wie vor nicht allzu genau sind.
Erfreulicherweise nimmt die Kamera auch meine relativ modernen Linhof-Planfilmkassetten mit Millionenfalz; ich will als nächstes mal sehen, ob man damit noch fotografieren kann. Die Hartgummi-Verschlussektoren sind nicht ganz lichtdicht, bei starkem Licht scheint etwas Licht durch die Lamellen, und der Schlitzverschluss geht zwar inzwischen wieder wunderbar, ist aber löchrig wie ein Sieb. Mal sehen.
Vidom:Ich war vor allem über die kurze Brennweite erstaunt; bei voller Öffnung zeichnet das 12cm-Dagor (nach zeitgenössischen Katalogen) das Format 9x12 noch nicht bis in die Ecken scharf
Pardon, Peter, über die Brennweitenangabe hatte ich hinweggelesen... Die 12cm sind für 9x12 ja wirklich etwas kurz. Eins der Exemplare im erwähnten Ausstellungskatalog ist allerdings auch mit einem Goerz Celor 4,8/120 ausgestattet. Die zeitgenössischen Ernemann-Kataloge geben leider keinen Aufschluss. Ein früher, undatierter Katalog ("Liste 91", um 1905?) listet verschiedene (Ernemann-)Objektive auf, sinnigerweise aber ohne Angabe der Brennweite.... In einem späteren Katalog (1912) sind für die Heag VI 9x12 nur Objektive mit 135 sowie ein Tessar 145 mm vorgesehen.
Hallo Peter, also: ich habe die gleiche Kamera mit dem gleichen Verschluss. Du weisst, das diese Kamera ein Schnellwechsel-Objektivbrett besitzt? Du nimmst die Verschluss-Einheit in die Hand und schiebst sie nach oben gegen eine Federkraft. Dann kannst du den unteren Teil des Bretts rausheben, anschliessend kann der obere Teil rausgezogen werden. Wenn das Problem an den Verschlusslamellen liegen würde, musst du den Verschluss vom Brett abschrauben und hinten am Verschlussgehäuse die 4 Schrauben lösen. Nun geht der hintere Deckel ab. Wenn das Problem am Verschluss-Mechanismus liegt, dann musst du den Verschluss vorne öffnen. Das ist nicht so kompliziert: Zuerst das Objektiv-Vorderglied rausschrauben. Dann musst du nur die drei Flachkopfschrauben lösen vorne am Messingdeckel (die untere ist unter der Skala versteckt, also musst du die Skala auch teilweise abschrauben). Dann lässt sich der vordere Deckel vom Gehäuse trennen. Du hast nun mechanische Teil im Gehäuse und innen am Deckel (alles durchbewegen, säubern, Federn einhängen usw. geht nun leicht). Grüsse Sascha Frei
Ach ja, meine Kamera hat ein Goerz Celor 4,8 und eben auch 120mm
Ok, danke für die Hinweise! Wahrscheinlich klemmt dann bei meinem Objektiv nur der Messingdeckel an der Vorderseite, die Schrauben hatte ich schon alle raus. Ich wollte ihm dann aber auch keine Gewalt antun...