von all diesen schönen frühen Typen habe ich nur einen vom Stil B. Der zugehörige Verschluß ist mir unbekannt - kennt ihn jemand? In diesem Verschluß sitzt ein schöner früher, unnumerierter Rodenstock-Doppel-Anastigmat, ein Heligonal. Der zweite Zylinder, dessen Anschlußmöglichkeit zu sehen ist und der für den pneumatischen Auslöser wäre, fehlt. Warum das so ist, ist mir unklar. Es könnte z.B. sein, daß das von Anfang an so war im Sinne eines Übergangs auf einen Drahtauslöser; der Drahtauslöser könnte nachträglich montiert worden sein und dabei der Zylinder entfernt; oder der Zylnder könnte verloren gegangen und durch einen Drahtauslöser ersetzt worden sein. Natürlich wäre auch möglich, daß am Anfang pneumatischer und Drahtauslöser vorhanden waren. Zwar würde auch noch die pneumatische Auslösung funktionieren, aber das anschließende Schließen des Verschlusses nicht mehr richtig.
Die Kamera ist eindeutig eine ICA, aber aus den Restbeständen von Hüttig. Die Kamera ist also aus 1909/1910:
So wie dein Verschluss aussieht, hätte ich aus ein Amerikaner getippt (Wollensak oder Bausch & Lomb). Nur das Zeiteneinstellrad sieht bei dir eher "Europäisch" aus.
So wie es aussieht, geht es hier wieder um einem "Übergangsverschluss" von auch etwa 1909-1910. Der fehlende Zylinder würde wahrscheinlich doch nachträglich entfernt (vielleicht auch defekt), da serienmässig wäre auch der Hebel entfernt worden, der geblieben ist (nehme ich an) und weil es auch in dieser Zeit nicht unüblich war, Verschlüsse anzubieten die sogar beide Auslöser (Draht und Ball) verwenden könnten, also warum dann den 1 Zylinder entfernen? (und dabei unsauber da man merkt, da dort doch etwas fehlt).
Ich merke mir das Bild und melde mich falls ich einen Kandidat für die Identifizierung finde!
Danimann:So wie dein Verschluss aussieht, hätte ich aus ein Amerikaner getippt (Wollensak oder Bausch & Lomb). Nur das Zeiteneinstellrad sieht bei dir eher "Europäisch" aus. So wie es aussieht, geht es hier wieder um einem "Übergangsverschluss" von auch etwa 1909-1910. Der fehlende Zylinder würde wahrscheinlich doch nachträglich entfernt (vielleicht auch defekt), da serienmässig wäre auch der Hebel entfernt worden, der geblieben ist (nehme ich an) und weil es auch in dieser Zeit nicht unüblich war, Verschlüsse anzubieten die sogar beide Auslöser (Draht und Ball) verwenden könnten, also warum dann den 1 Zylinder entfernen? (und dabei unsauber da man merkt, da dort doch etwas fehlt).
Ein paar Jahre halte ich schon danach Ausschau., aber noch nichteinmal einen Verschluß mit sowohl Draht- als auch Ballanschluß habe ich gesehen, geschweige denn einen passenden Zylinder. Der in Deinem amerikanischen Verschluß sieht tatsächlich passend aus - aber Du wirst ihn erstaunlicherweise nicht hergeben wollen
Danimann:Ich merke mir das Bild und melde mich falls ich einen Kandidat für die Identifizierung finde!
Das wäre sehr nett.
Die Detailaufnahme zeigt etwas mehr - aber zur Klärung trägt sie wenig bei. Situation:
Der Gehäuseauslöser ist von der Gestaltung her geeignet, eine Auslöserschlaufe sicher zu befestigen - aber was bedeutet die Bohrung?
Das Montageblech ist so gestaltet, daß es nach leichtem Lösen zweier Schrauben leicht nach rechts abziehbar wäre. Es paßt in der Breite, sodaß der Eindruck entsteht, daß der Auslöser vielleicht zwar nachträglich konzipiert, aber doch von Anfang an zum Verschluß gehörte
Das Abziehen verhindert aber die Sicherung durch die Schraube mit runder Unterlegscheibe. Das erscheint widersinnig, denn diese Schraube müßte man vermutlich ganz herausdrehen. Sie zeigt zudem deutliche Spuren nachträglichen Lösens/Festschraubens. Ich vermute, daß diese Sicherung nachträglich angebracht wurde und die Schraube früher in der Mitte saß, denn die mittlere Schraube hat abweichende Größe und ist aus anderem Material.
Die Sicherung ist allem Anschein nach individuell erstellt worden (unklar, ob professionell oder als Bastlerarbeit). Ginge das Abziehen in die andere Richtung, wäre so eine Sicherung nicht nötig geworden.
Grüße, Laufboden
(Der Befestigungsring ist nicht original - Material unpassend, Steigung leicht abweichend)
also ich würde doch sagen, es handelt sich um eine Überarbeitung eines "Wollensak Double Valve Automatic" gebaut in verschiedenen Variationen auch für mehrere Kamerahersteller etwa 1900-1908:
Zeiteneinstellungsrad sieht einfacher aus, bietet aber genau dieselben Zeiten an, und diese haben die gleiche Anordnung auf dem Rad, wie einige der Varianten.
Die Zylinder sind zwar anders an das Gehäuse festverscraubt, dies war aber auch in anderen Variationen des gleichen Verschlusses zu finden:
Ein Kandidat wäre auch die Bausch & Lomb Replika des Wollensaks:
Wobei dieses eher die Weiterentwicklung des Unicums ist, wo mein Exemplar ein "Zwischenstadium" darstellt. Ich tendiere auf Wollensak.
Ich würde mal die untere Blendenscala entfernen. Oft verbergen sich darunter, oder unter der Linse, die Herstellerangaben, wie bei diesem Bausch & Lomb Single Valve Automatic:
Gruß
Dani
PS: Ich bitte dabei Jörg um Entschuldigung, sein Post für andere Themen als seine Bülter & Stammer bisher "ausgedehnt" zu haben.
Hier ein Beispiel eines Verschlusses für Draht- und Ballauslöser:
Ein Optimo (1909-1930) wieder von Wollensak. Wurde genau veröffentlich in Zeiten der "drahtwandeln", wie passend! Neue Entwicklung und gleich altmodisch!.
Es handelt wieder hier um eine "Zwischenlösung". Der pneumatische Anschluss (gleiche Seite wie die Gewinde, unten) wurde in anderen Varianten komplett entfernt, oder sogar nur mit einem "Stopfel" am Gehäuse zugemacht:
Es gibt aber -zugegeben- wenig Beispiele davon.
Nach deinem neuen Bild, würde ich nun sagen, dass doch dein "Wollensak" nachträglich überarbeitet würde. Wielleicht hatte es sein Besitzer seit Jahren, um wollte ein "Upgrade" auf dem neuen Drahtauslöser, ohne einen neuen Verschluss kaufen zu müssen. Vielleicht auch das Entfernen des Zylinder hat dem Verschluss einem "moderneren Look" verpasst...wer weiss...ich kann nur spekulieren.
Auffällig ist der Detail, nicht nur an deinem Verschluss sondern an vielen anderen, von dem kleinen loch am Gehäuseauslöser. Dies dient perfekt für die Drahtauslösertechnik, wenn ein Kabel dadurch eingefädelt wird...
Danimann:Ich würde mal die untere Blendenscala entfernen. Oft verbergen sich darunter, oder unter der Linse, die Herstellerangaben, wie bei diesem Bausch & Lomb Single Valve Automatic ...
Das habe ich gleich mal gemacht - mit überraschendem Ergebnis. Ich kann es nicht deuten. Eine Serviceöffnung? Nicht so recht vorstellbar. Aber sonst ist die einzige vage Vermutung, daß da jemand vermeiden wollte, daß der eigentliche Hersteller entdeckt wird. Könnte, wenn ich so nachsinne, als typisch deutsche Perfektion gedeutet werden ..
Am Original habe ich gar nichts gesehen auf dem schwarzen Lack, auf dem Bild meine ich, rechts von der Mitte könne vielleicht ein 'Co' gewesen sein. Wie sieht denn die Beschriftung des Double Valve Automatic aus?
Danimann:PS: Ich bitte dabei Jörg um Entschuldigung, sein Post für andere Themen als seine Bülter & Stammer bisher "ausgedehnt" zu haben.
Dem schließe ich mich an. Und da nach so einem Thema kaum unter 'Bülter und Stammer' gesucht wird, vermute ich, daß es bald mal zu einer 'Umsiedlung' kommen könnte ...
So eine Öffnung habe ich auch noch nie gesehen, und deine Theorie "Spüren zu wischen" schient mir plausibel zu sein (allerdings wenn ausgeführt von einer Firma, und nicht von einer privaten Person - wieso denn?).
Die Wollensaks haben meistens die Bezeichnung genau in dieser Position.
Die Evolution dieses Verschlusses, mit Beispiele, kann du hier bei mir finden:
Sonst kann ich auch einen bekannten (in China!) fragen, der sich sehr gut mit solchen Verschlüssen auskennt, da er diese kauft, repariert und dann weiter verkauft!
Heute habe ich die Abbildungsleistung einiger Objektive vorgenommen, genauer: die Auflösung in der Mitte - muß die Daten noch auswerten. Messe sie mit Siemensstern, und das ergibt zwar eher subjektive Werte, aber doch einen brauchbaren Vergleich eigener Objektive. Dazu montiere ich meine Canon 400D an eine Sinar, die Objektive kommen - fix oder temporär - auf ein Sinar-Board.
Das Rodenstock Heligonal war diesmal unter diesen Objektiven. Immerhin ein Sechslinser-Doppelanastigmat, Formel 2 i 4. Na gut, auf den ersten Blick erschien mir die optische Leistung nicht berühmt, habe nochmal ein wenig geputzt und ein wenig justiert (na gut, nicht professionell). Die Auflösung im Zentrum ist - grob gesagt - in jeder Richtung etwa halb so groß wie bei heutigen Objektiven, und als farbtreu kann es auch nicht gerade gelten. Naja, mein Canon 4/5.6 75-300 kann bei 300mm kaum mehr ... Was interessant erscheint ist, daß das Heligonal anscheinend bei offener Blende (5.5) die beste Auflösung bringt, bis Blende 9 gibt's einen erträglichen Abfall.
Trotzdem kann das Heligonal mit noch so manchem Jahrzehnte später gefertigten Objektiv mithalten.
Ein wenige Jahre später - noch vor 1910 - entstandenes Eurynar derselben Brennweite zeigte sich jedoch in deutlich besserer Form - schärfer, farbtreuer - auch wenn es mit späteren oder gar heutigen Objektiven - auch Eurynaren - nicht mitkommt.
Habe eben ein Rätsel gelöst, das sich mir gar nicht gestellt hatte. Schließlich habe ich hier geschrieben, das Heligonal wäre unnumeriert.
Doch bei dieser Gelegenheit fiel mir etwas auf, was ich bisher immer übersehen hatte: die vierstellige Objektivnummer! Sie sitzt an einer extrem ungewöhnlichen Stelle - am ganz schmalen Rand außen, zudem ziemlich verdeckt vom Luftzylinder (hoppla, mit f, nicht mit s!). Der Rand ist so schmal, daß sie nur unvollständig geprägt ist und nur mit Lupe am herausgedrehten Objektivteil sicher gelesen werden kann ... Offenbar hatte Rodenstock da noch ein wenig hinzuzulernen.
Natürlich habe ich dann gleich mein Rodenstock Imagonal inspiziert - trotzdem keine Nummer gesehen.
Danimann:.. So eine Öffnung habe ich auch noch nie gesehen, und deine Theorie "Spüren zu wischen" schient mir plausibel zu sein (allerdings wenn ausgeführt von einer Firma, und nicht von einer privaten Person - wieso denn?).
Die Wollensaks haben meistens die Bezeichnung genau in dieser Position.
Die Evolution dieses Verschlusses, mit Beispiele, kann du hier bei mir finden:
Sonst kann ich auch einen bekannten (in China!) fragen, der sich sehr gut mit solchen Verschlüssen auskennt, da er diese kauft, repariert und dann weiter verkauft!
Danke, perfekter Tip! Habe - ist jetzt auch schon ein Weilchen her - nach dem Wollensak Double Valve Automatic geforscht - und irgendwo ein Bild von genau so einem Exemplar gesehen wie meinem, einschließlich des Auslöserkabels, irgendwo gab's als Zeitangabe "1900-08". Natürlich ohne die "Verzierungen", die Rodenstock angebracht hat, also Beschriftung Zeiteinstellrad und Schild der Blendeneinstellung. Vielleicht war's im Wollensak Lenses and Shutters Catalog 1903 - den kann man bei Camera Eccentric sehen.
Danimann:Die Evolution dieses Verschlusses, mit Beispiele, kann du hier bei mir finden:
Glaub mir, ich habe bereits alle mögliche Wollensak Kataloge durchforst! ;-) Du findest alle Abbildungen (datiert) die ich gefunden habe auf meiner Seite.
Ich habe übrigens nun auch meine eigene Bülter & Stammer Kamera!!
Der Verschluss ist "nur" ein Vario und das Objektiv ein Extra Rapid Aplanat 1:8/165mm; die Kamera gefällt mir aber sehr gut.
Das Orionwerk gabt es übrigens seit 1920 (Und dann nicht 1921, was eigentlich überall zu finden ist). das beweisst ein Patent angemeldet Juni 1920, wo Bülter & Stammer bereits für das Orionwerk signieren.