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Nagel 18 (Recomar) mit ungewöhnlichem 1:3.8-Objektiv
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07.03.18 17:05
Laufboden

nicht registriert

07.03.18 17:05
Laufboden

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Nagel 18 (Recomar) mit ungewöhnlichem 1:3.8-Objektiv

Hallo miteinander,

war wieder 'mal wie bei einer Lottoziehung.
Eine 6.5x9-Nagel-Plattenkamera hatte ich schon lange auf der Wunschliste, die paar, die mir in die Quere kamen, erwiesen sich als mir zu teuer.
Die 18er, in der Kodak-Ägide als Recomar 18 bekannt, ist meist die billigste davon - aber manche 18er, hauptsächlich die ganz seltenen mit einem Elmar bestückten, werden zu Phantasiepreisen gehandelt.
Diese stark gebrauchte Kamera sah, obgleich nicht so angeboten, nach einer Nagel 18 mit mehr oder weniger Fehlteilen aus (Brillantsucher fehlt, Tragegurt sieht nicht nach für die 18er gemacht aus. Lichtschacht sieht nicht original aus, hinter dem Objektiv steht ein großes Fragezeichen).
Gereizt hat mich zudem eine gerade so erkennbare "3.8"-Einstellung am Compur.
Die Ansage, das Objektiv sei unbeschriftet, ließ Zweifel aufkommen: Hinterlinse wg. Makroeinstellung vorne eingeschraubt? Nicht möglich, Compure haben vorn und hinten unterschiedliche Gewinde! Was kann das also sein?
Ein Elmar 10.5/3.8? Für dessen mögliche Existenz habe ich keinen Beleg gefunden. Wäre vom Marktpreis her der Haupttreffer gewesen.
Am ehesten also ein Xenar 1:3.8/105 - ein gab einzelne 18er mit dieser Bestückung. Aber Xenare sind immer beschriftet!
Kann also eigentlich nur ein Placebo-Objektiv sein, nur für die Show .. oder?
Konnte ich eigentlich nur abwarten, was ich da ersteigert hatte.
Und dann war ich doch sehr überrascht.
Auf das Eurynar 1:3.8 / 10,5cm war ich überhaupt nicht vorbereitet. Dieses Objektiv kennt selbst das Vademecum nur vom Hörensagen.
Der Anbieter hatte, was allerdings leicht möglich ist, die verblasste Randbeschriftung übersehen.
Fazit:

  • Nicht der Haupttreffer, aber nicht allzu weit weg davon. Jedenfalls weit weg von einer Lusche
  • Das Vademecum könnte recht haben mit seiner Vermutung, es dürfte ein wegen des zu kleinen Compur heruntergestuftes 1:3.5er Eurynar sein. Habe nicht nachgemessen, aber die Blendenreihe am Compur fängt an mit 3.8, 4.5, 6.3, 9; die Hinterlinsen haben etwas kleineren Durchmesser als die vorne.
  • Das Eurynar 1:3.8/10,5cm habe ich nirgendwo als bekannte Bestückung der 18er gefunden
  • der Tragegurt ist doch von Nagel. Für die 18er sieht er etwas zu kurz aus. In der Länge ist er kürzer als der meiner Vollenda 70/1, aber in der Mitte zwischen denen meiner beiden 70/0. Die Prägung "Nagel", für die der Platz etwas kurz erscheint, könnte auf einen Ersatzgurt deuten, das würde auch die Montage mit Ringen erklären. Oder er ist doch original, siehe letzter Punkt
  • Der anonyme Lichtschacht ist aus Messing (zumindest nicht magnetisch, kein Alu, Blankstellen messiggelb, relativ schwer). Das ist eher selten. Fremdprodukt oder Nagel-Restbestand
  • Der Compur ca. von 1933 (knapp über 2.400.000) - oder aus einem reservierten Nummernbereich (genaue Auskunft könnte nur ein Deckel-Werkbuch geben).
    Die höchste Nummer eines Compur an einem Nagel-Compur liegt mindestens über 400.000 höher
  • Die Kameranummer ist über 116.000, relativ hoch für eine Nagel (habe aber eine mit über 154.000)
  • Diese Kamera dürfte somit - wie auch andere Nagels - deutlich nach Verkauf von Nagel an Kodak - angeblich 1930 - entstanden sein:
    Es handelt sich dabei also vermutlich um Abverkauf von Altbeständen. Das könnte mehr oder weniger der obigen Irregularitäten erklären ("Schlußverkauf").
    U.a.: Kleine Plattenkameras waren zuletzt schwer absetzbar, ein besonders lichtstarkes Objektiv war zweifellos ein Anreiz. Das Eurynar bietet zudem 3 unterschiedliche Brennweiten - zweite: HG allein, dritte: VG allein





Grüße, Laufboden

Zuletzt bearbeitet am 07.03.18 17:09

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Nagel_18_0630.jpg Nagel_18_0630.jpg (195x)

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07.03.18 20:21
Rainer 

Administrator

07.03.18 20:21
Rainer 

Administrator

Re: Nagel 18 (Recomar) mit ungewöhnlichem 1:3.8-Objektiv

Hallo zusammen,

Glückwunsch zum Eurynar. Ich habe die Erwähnung der Nagel-Kamera wieder mal zum Anlass genommen, im Buch "Zauber der Kamera, Beispiele aus dem Kodak-Nagel-Werk" von Helmut Nagel zu blättern- Leider sind dort die Jahre vor Kodak nur nebenbei besprochen.

Ich denke, die Nagelwerke haben richtig gute Kameras gebaut, meine liebgewordenen Retina 1a und 1b stammen ja von dort.



Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

Aus Negativ wurde Positiv. Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Fotoapparate sind Zeitmaschinen, sie können die Vergangenheit erhalten.
Ein Leben ohne Facebook ist möglich, aber (und) sinnvoll.

07.03.18 21:25
Laufboden

nicht registriert

07.03.18 21:25
Laufboden

nicht registriert

Re: Nagel 18 (Recomar) mit ungewöhnlichem 1:3.8-Objektiv

Hallo Rainer,

Rainer:
Ich habe die Erwähnung der Nagel-Kamera wieder mal zum Anlass genommen, im Buch "Zauber der Kamera, Beispiele aus dem Kodak-Nagel-Werk" von Helmut Nagel zu blättern- Leider sind dort die Jahre vor Kodak nur nebenbei besprochen.
Das ist schade, denn die ersten Jahre gehörten sicher zu den spannendsten.
Was danach kommt, war aber wohl nicht nur für Kodak, sondern auch für Nagel etwas Neues.
Für Kodak der Einstieg in die Produktion von hochqualitativen statt Massenfertigung billiger Kameras, für Nagel der Einstieg in die Massenfertigung.
Rainer:
Ich denke, die Nagelwerke haben richtig gute Kameras gebaut, meine liebgewordenen Retina 1a und 1b stammen ja von dort.
So ist es, Kodak hat schließlich Nagel als Aushängeschild übernommen - und Nagel dann weitestgehend freie Hand gelassen.
Das Problem für Sammler ist aber, daß Kameras zusammen mit den kleineren Formaten immer komplizierter und damit fehleranfälliger geworden sind.
Etwa eine Retina wieder auf Vordermann zu bringen, ist ein sehr viel komplexeres Unternehmen. Bei klassischen Kameras bilden Optik, Verschluß und Gehäuse etc. mindestens drei weitgehend voneinander unabhängige Baugruppen, bei einer Retina ist höchstens die Optik eine separate Einheit und sonst alles und jedes funktionell miteinander verwoben. Da braucht es sehr viel mehr Energie, sich da einzuarbeiten, wenn man etwa einen festsitzenden (Schlitz-)Verschluß in Gang bringen möchte.
Und nicht nur Energie - auch einen Arbeitsplatz, an dem die vielen teils winzigen Einzelteile auch mal längere Zeit ungestört herumlungern können.
Im Gegensatz dazu kann man bei einer klassischen Kamera, auch wenn die Arbeit im Einzelfall mal ein paar Tage dauern sollte - z.B. für Beschaffung oder Fertigung von Ersatzteilen, Lösen festsitzender Schraubverbindungen - die wesentlichen Einzelschritte meist an einem Tag abschließen und zwischendurch in der Regel problemlos aufräumen. Und man kann dabei auch weit leichter improvisieren.
Auch bei alten Kameras ist es oft nicht so einfach, herauszufinden, wie und wo die Angriffspunkte zum Zerlegen sind - und wo man das tun sollte und wo besser nicht.
Erschwerend kommt zwar hinzu, daß die Kamera- und Objektivbauer schon sehr kreativ waren und sich die Lösungen stark unterscheiden - man muß also schon sehr genau hinschauen. Bei den späteren Kameras nutzt das Hinschauen nichts mehr - ohne Anleitung ist man hilflos, und mit evtl. auch ... was bei frühen Kameras weniger der Fall ist, hauptsächlich dann, wenn eine Schraubverbindung sich partout nicht dazu herbeiläßt, sich lösen zu lassen, egal, welche Überredungskünste man anwendet.

Grüße, Laufboden

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